Griffelbeinbruch bei Pferden – Symptome und Behandlung
Griffelbeinfrakturen sind leider jedem Reiter und Pferdebesitzer ein Begriff, denn dabei handelt es sich um eine recht häufig anzutreffende Problematik.
An Vorder- und Hintergliedmaßen ähnlich häufig vorkommend, lassen sich diese in zwei Arten unterteilen:
1. offener oder gedeckter Bruch im oberen Drittel des Griffelbeins (proximale Fraktur)
2. gedeckter Bruch im unteren Griffelbein-Bereich (distale Fraktur)
Während erstere bei allen Pferden unabhängig von Alter und Nutzungsbereich vorkommen, treten Brüche der zweiten Kategorie vor allem bei älteren Trabern, ab und an auch bei älteren Galoppern und Turnierpferden auf. Doch warum brechen diese Knochen so verhältnismäßig leicht und oft? Und was sind die Folgen einer solchen Fraktur?
Was versteht man unter der Griffelbeinfraktur beim Pferd?
Um verstehen zu können, wie es zu einem Griffelbeinbruch kommt, schauen wir uns zunächst einmal die konkrete Lage dieser Knochen im Pferdekörper näher an. Bei den Griffelbeinen handelt es sich um etwa bleistiftdünne, längliche Knochen, die auf der Rückseite der Röhrbeine liegen. An jedem Pferdebein finden sich ein äußeres und ein inneres Griffelbein, welche beide keine tragende Aufgabe an den Pferdebeinen innehalten.
Beide bilden zusammen mit dem Röhrbein den Mittelfuß. Geht man in der Entwicklungsgeschichte unseres heutigen Pferdes einige Etappen zurück, lässt sich erkennen, dass es sich bei den Griffelbeinen um Überreste der früheren Mittelfuß- bzw. Mittelhandknochen handelt. Davon hatte das Pferd, wie wir Menschen noch heute, fünf an der Zahl. Heute ist beim Pferd allerdings nur noch der mittlere voll ausgebildet, das sogenannte Röhrbein. Die anderen haben sich zurückgebildet, die Griffelbeine sind als Rudiment geblieben.
Am oberen Ende der Griffelbeine befindet sich eine Verdickung, das Köpfchen. Dieses ist an den Vordergliedmaßen der Pferde mit dem Vorderfußwurzelgelenk verbunden, an den Hinterbeinen mit dem Sprunggelenk. Nach unten hin verjüngen sich die Griffelbeine und am unteren Ende findet sich das sogenannte Knöpfchen. Wie eingangs erwähnt, kommt es nicht selten zu einer Fraktur an diesen schmalen Knochen.
Es entstehen sogenannte „offene“ oder „gedeckte“ Brüche, wobei der Zusatz „offen“ darauf schließen lässt, dass auch die Haut und / oder Weichteile an der Fraktur betroffen sind. Wurde die Haut verletzt, können an der offenen Stelle leicht Schmutz und Bakterien eintreten, die zu einer Infektion der Wunde bzw. sogar der Knochenhaut führen. Bei einer „gedeckten“ Fraktur trägt einzig der Knochen einen Schaden.
Wie kommt es zu einem Griffelbeinbruch beim Pferd – die häufigsten Ursachen?
Je nach Art der Fraktur unterscheiden sich auch die Ursachen. Sowohl bei offenen als auch bei gedeckten Frakturen im oberen Drittel des Griffelbeins sind in den meisten Fällen äußere Traumen wie ein Schlag von einem anderen Pferd die Ursache. Auslöser von gedeckten Frakturen im unteren Bereich des Griffelbeins dagegen ist meist die bei hoher Geschwindigkeit sehr starke Belastung des unteren Abschnitts des Griffelbeins.
In diesem Bereich erscheint dieses sehr dünn und dabei relativ starr sowie unelastisch. Da der Knochen bei jeder Bewegung vor allem im unteren Abschnitt zu einer Pendelbewegung nach innen und außen gezwungen wird herrschen hier sehr starke Kräfte vor, denen das Griffelbein irgendwann nachgibt und bricht. Je schneller sich ein Pferd bewegt, desto höher die Frequenz dieser Bewegung, weshalb derartige Frakturen gehäuft bei Trabern und auch bei Galoppern auftreten.
Typische Symptome und Diagnose eines Griffelbeinbruchs
Handelt es sich um eine Griffelbeinfraktur im oberen Drittel des Knochens, kommt es darauf an, ob es sich um eine gedeckte oder eine offene Fraktur handelt. Bei einem Bruch ohne erkennbare Wunde ist zumindest eine gering- bis mittelgradige Stützbeinlahmheit die erste Konsequenz. Diese geht einher mit schmerzempfindlichen Schwellungen. Ein Tierarzt sollte sofort zu Rate gezogen werden.
Bei einer offenen Fraktur besteht dazu die Gefahr, dass ein Infekt auf das Gelenk übergreifen kann. Ein solcher Bruch sollte daher sofort gründlich von einem Tierarzt versorgt werden, um eine solch schwerwiegende Folge zu vermeiden, da diese das betroffene Gelenk erheblich schädigen können. Aus einer Entzündung können darüber hinaus auch Knochenzubildungen wie Überbeine resultieren, welche durch Reibung an Muskeln, Sehnen und Bändern weitere Lahmheitserscheinungen nach sich ziehen.
- INFO TO GO – Griffelbeinfraktur beim Pferd
- Besteht der Verdacht auf eine Griffelbeinfraktur, sollte in jedem Fall sofort ein Tierarzt zu Rate gezogen werden.
- Erste typische Anzeichen sind – je nach Art der Fraktur – geringgradige oder starke Lahmheiten sowie schmerzhafte, zum Teil heiße Schwellungen im Bereich des betroffenen Griffelbeins.
- In vielen Fällen stehen die Heilungschancen gut. Diese können mit der Auswahl geeigneter Zusatzfuttermittel wirkungsvoll unterstützt werden.
Eine Griffelbeinfraktur im unteren Bereich des Knochens zeigt sich nicht immer sofort als das schwerwiegende Problem, als das es sich am Ende herausstellt. Die betroffenen Pferde lahmen zunächst oft nur leicht oder nur von Zeit zu Zeit. Am unteren Griffelbeinende wird aber eine recht eindeutige, schmerzhafte Schwellung sichtbar. Manchmal kann man das abgebrochene Fragment spüren, dass sich abnormal unter der Haut bewegen lässt, oder eine Fehlstellung am Knochenverlauf erfühlen. Auch hier sollte umgehend ein Tierarzt informiert werden.
Behandlung und Prognose
Bestätigt ein Röntgenbild den Verdacht auf eine Griffelbeinfraktur, gibt es, je nach Lokalität der Bruchstelle, unterschiedliche Behandlungsmethoden. Bei einem geschlossenen, glatten Bruch am oberen Knochenende beispielsweise kann der Tierarzt versuchen, diesen ohne Operation mit Hilfe eines Stützverbandes ausheilen zu lassen. Diese Möglichkeit sollte aber nur bei keiner oder geringer Zubildung von Knochenmaterial im Bruchbereich in Erwägung gezogen werden oder wenn das lose Fragment nicht kompliziert wandert.
Handelt es sich um einen offenen Bruch im oberen Abschnitt des Griffelbeins, führt kein Weg an einer Operation vorbei. In vielen Fällen müssen abgesprengte Knochenteilchen, manchmal aber sogar das ganze untere Griffelbeinstück entfernt werden. Da der obere Griffelbeinkopf einen Teil der Gelenkfläche im Karpal- bzw. Sprunggelenk bildet, wird bei der OP darauf geachtet, diesen zu erhalten. Auch bei Frakturen im unteren Knochenabschnitt kann eine Operation zur Entfernung des unteren Teils des Griffelbeins sowie von bereits zu Tage getretenen Knochenzubildungen erfolgen.
Nach der Operation haben die betroffenen Pferde einige Wochen Boxenruhe, sie dürfen sich nur wenig und wenn dann auf Anweisung des behandelnden Tierarztes bewegen. Das Bein wird mit einem straffen Verband ruhig gestellt.
Kommt es in der Rekonvaleszenzzeit nicht zu unerwarteten Komplikationen, können Sportpferde mit einer Fraktur im unteren Griffelbeinbereich oft wieder uneingeschränkt gearbeitet werden. Ein „prominentes Beispiel dafür ist der Wallach Opgun Louvo von Sandra Auffarth, der nach der Abheilung eines Griffelbeinbruchs wieder im internationalen Vielseitigkeitsgeschehen mitmischen konnte. Bei Frakturen im oberen Bereich kommt es auf den Einzelfall an, diese bewerten Tierärzte prognostisch eher vorsichtig.
MASTERHORSE-Expertentipp – die richtige Vorbeugung einer Griffelbeinfraktur beim Pferd
Calcium ist maßgeblich daran beteiligt, unsere Knochen stabil und damit gesund zu erhalten. Diese Versorgung sichert im Normalfall die Fütterung von qualitativ hochwertigem Heu. Ein individuell ausgesuchtes Mineralfutter wie das MASTERHORSE SPORT gilt in Hinblick darauf eine sinnvolle Ergänzung. Kommt es zu einer Griffelbeinfraktur, sollte das Pferd für sechs bis acht Wochen mit einer leicht erhöhten Dosis Calcium und Vitamin D3 versorgt werden. Es unterstützt die Knochenheilung und sorgt im Anschluss daran für dessen Stabilität. Hier empfehlen wir das EQUIPUR-calcin.
Um das Pferd in der Boxenruhe zu unterstützen, gibt es die Kräutermischung SILENCE im MASTERHORSE-Sortiment. Mit Baldrian, Hopfen und Melisse fällt es den Pferden leichter, sich ihrem Schicksal zu fügen und in Ruhe zu genesen.