Baldrian für die nervösen Pferde
In der Ruhe liegt die Kraft – und die Ruhe liegt im Baldrian
Das Fluchttier Pferd hat über viele Jahre der Domestikation seinen Reflex, vor allem Unheimlichen davonlaufen zu wollen, nur bedingt abgelegt. Einige ganz entspannte Exemplare vertrauen ihrem Reiter nahezu blind, andere dagegen sehen permanent „Gespenster“, werden in speziellen Situationen von einer inneren Unruhe geplagt und lassen sich nur schwer beruhigen. Hier hilft in vielen Fällen der Griff in die Kräuterkiste, genauer gesagt zum Baldrian. Denn dieser gehört nicht nur im Humanbereich, sondern auch bei den Tieren zu den am längsten bekannten Heilpflanzen. Da über 360 verschiedene Baldriangewächse existieren, sprechen wir hier vom sogenannten Echten Baldrian, lat. Valeriana officinalis.
- Botanische Zuordnung: Dipsacales (Kardenartige)
- Vorkommen: Gemäßigte Zonen in Europa, Asien, Afrika und Amerika
- Liebste Umgebung: wächst nahezu auf jedem Boden, mitteleuropäische Baldrian-Arten wachsen häufig an Weg- und Waldrändern sowie an Uferwegen bis hinauf in Bergregionen.
- Größe: 80 – 150 cm Erkennungsmerkmale:
- mint- bzw. hellgrüne gestielte Blätter
- weiße bis rosafarbene Blüten in Trichterform
- gestreifter, innen hohler Stängel
- Hauptwirkstoffe: ätherisches Öl, Valepotriate, Lignane
Viele kennen den Baldrian auch unter den Namen „Pestwurz“ oder „Katzenkraut“. Der Name des Baldrians, „Valeriana“ kommt ursprünglich aus dem Lateinischen. Hier bedeutet das Wort „valere“ zu Deutsch „gesund sein“.
Ruhespender Baldrian
Fortwährende Unruhe, Konzentrationsschwäche, Spannungszustände oder gar Magen-Darm-Beschwerden sind bei nervösen Pferden keine Seltenheit. Ein neuer Herdenverband, viele Trainingseinheiten oder häufige Fahrten zum Turnier können diese Symptome noch verstärken. Im Baldrian stecken zahlreiche native Wirkstoffe, die sich beruhigend auf das Gemüt der Vierbeiner auswirken.
Ist dann ein Stallwechsel geplant oder stehen Silvester mit lautem Feuerwerk oder ein anderes Ereignis, das zu einer Überreaktion bzw. Überreizbarkeit beim Pferd führen könnte, bevor, kann man bereits ein bis zwei Wochen vorher mit der Fütterung dieses „Nervenkrauts“ beginnen. Studien belegen, dass die Inhaltsstoffe hemmend auf Botenstoffe im Zentralnervensystem eingreifen. Dadurch stellt sich eine entspannende und entkrampfende Wirkung ein.
Doch Achtung: Turnierpferde sollten zwei Tage vor dem Start eine Einnahme-Pause einlegen – denn wie jede andere Heilpflanze auch ist der Baldrian nicht ADMR-konform.
Baldrian – die Wunderwurzel
Nicht, wie fälschlicherweise oft angenommen, in den Blättern, sondern in den Wurzeln der Heilpflanze steckt die beruhigende, entspannende Wirkung. Die Wunderwurzel sollte im Spätherbst gesammelt und nach dem Säubern an einem schattigen Ort getrocknet werden.
Was dabei schnell auffallen wird, Ihr Geruch ist durchdringend, der Geschmack süßlich bitter. Es ist übrigens nicht ein einzelner Inhaltsstoff, der für die beruhigende Wirkung verantwortlich ist – es ist das Zusammenspiel von ätherische Ölen, Valerensäuren und Alkaloiden.
Doch Baldrian stärkt nicht nur die Nerven unserer Pferde, er wirkt darüber hinaus auch beruhigend, krampflösend, wohltuend (karminativ) und entspannend (laxierend). Damit eignet er sich ebenfalls ideal, um Krämpfe im Magen, Koliken, Blähungen und Verstopfungen zu lindern.
Fütterungshinweise Baldrian
Ergänzend bleibt zu erwähnen, dass der Baldrian seine volle Wirksamkeit erst nach einer regelmäßigen Einnahme über einen Zeitraum von zwei oder mehr Wochen entfaltet. Wie viele andere Heilkräuter ist auch der Baldrian dafür bekannt, dass sich seine Wirkung in Kombination mit anderen Pflanzen verstärkt.
Dazu zählen beispielsweise Hopfen, Kamille, Melisse und Pfefferminze. Sie können die beruhigende Wirkung von Baldrian auf Pferde zusätzlich verbessern.
Um einen optimalen Effekt zu erzielen, empfiehlt sich, Großpferden eine tägliche Dosis von 25 bis 50 g in die Futterration zu geben. Für Ponys und Kleinpferde genügt jeweils die Hälfte der angegebenen Menge.