Kotwasser beim Pferd – harmlos oder eine schwerwiegende Krankheit?
Wenn`s mal läuft, dann läuft`s – „dem Kotwasser den Hahn zuzudrehen“, beschreibt einen Wunsch, den viele Pferdebesitzer haben. Ein Wunsch, der sich nicht immer und wenn, dann meist erst nach langer Zeit, erfüllt. Eine überraschend hohe Zahl an Pferden ist mittlerweile betroffen und leider hat noch niemand das Allheilmittel dagegen gefunden. Der Grund dafür: Es gibt schlichtweg zu viele mögliche Ursachen für die vor sich hin sickernde, braune Brühe. Und Besitzer von betroffenen Pferden haben die leidige Aufgabe, diese in oft mühevoller Beobachtungsarbeit herauszufinden – am besten möglichst schnell.
Doch zunächst erscheint das Problem in vielen Fällen gar nicht so schlimm, denn die Pferdeäpfel haben die gewünschte Konsistenz, von Durchfall keine Spur. Nur vor und nach dem Kotabsetzen scheidet das Pferd ein paar Tröpfchen unangenehm riechende, bräunliche Flüssigkeit aus. Im Laufe der Zeit werden aus dem kleinen Rinnsal aber kleine Bäche, die an der Innenseite der Hinterbeine entlanglaufen und das Fell unansehnlich verkleben. Und im schlimmsten Fall wird aus dem Bach ein richtiger Schwall. Das ist zum einen natürlich ein ästhetischer, sehr ärgerlicher Faktor für den Besitzer, der sein Pferd nahezu täglich waschen darf – zumal das Kotwasser die Haut unangenehm reizen und auch zu offenen Stellen führen kann. Zum anderen stellt sich natürlich die Frage, was sich denn genau hinter dem Ausscheiden des Kotwassers verbirgt: etwas Harmloses oder gar eine schwerwiegende Erkrankung?
Ursachen für Kotwasser beim Pferd
Noch sind die Abläufe im Darm von Kotwasserpferden nicht komplett geklärt. Irgendetwas scheint auf jeden Fall die Darmflora zu stören, denn normalerweise wird dem Nahrungsbrei im Dickdarm die Flüssigkeit weitestgehend entzogen. Bereits geringste Störungen in diesem Ablauf können die Konsistenz des Pferdekots drastisch verändern.
Aber was sind die Ursachen für Kotwasser beim Pferd?
Störfaktoren oder Ursachen gibt es einige:
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Habe ich die für mein Pferd optimale Haltungsform ausgewählt?
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Welche Qualität hat das Futter?
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Wie und wie häufig wird mein Pferd gefüttert?
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Psychische Belastung / sozialer Stress
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Verschiebung der Darmflora
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Fütterung von Heulage / Heu aus dem zweiten Schnitt
Alleine die Antworten auf diese Fragen können viel verraten. Kommt man als Pferdebesitzer damit allerdings nicht zum gewünschten Ergebnis, sollte der Tierarzt mit einbezogen werden.
Eine Studie hat ergeben …
Die „Feldstudie zu Risikofaktoren für den Absatz von freiem Kotwasser beim Freizeitpferd“, eingereicht von Carolin Zehndner (2009), gibt ein bisschen mehr Einblick in die Ursachen von Kotwasser. Ein standardisierter Fragebogen mit Fragen zu den äußeren Merkmalen der Pferde, zur Haltung, zur Arbeit, zur Fütterung, zum allgemeinen Gesundheitsstatus sowie zum Absatz von freiem Kotwasser wurde von 42 Pferdebesitzern, deren Tiere unter Kotwasser litten, ausgefüllt. Diese führten zu den folgenden Ergebnissen:
Es war schnell auffällig, dass ein Großteil der betroffenen Pferde einen niedrigen Rang innerhalb der sozialen Hierarchie aufwies. Die Beobachtung ergab darüber hinaus, dass die Pferde durchschnittlich bereits seit 57 Monaten an dieser Problematik litten. Genauer gesagt gab es Kandidaten, die dieses Symptom erst seit zwei Wochen zeigte, andere aber dafür bereits zehn Jahre. Bei der Hälfte der beobachteten Tiere ließ die Problematik zu keinem Zeitpunkt nach, ein Drittel zeigte das Symptom ausschließlich im Winter, bei 10% nur dann, wenn sie im Frühjahr auf die Weide kamen. In vielen Fällen ( 69 % ) wurden zahlreiche Therapieversuche, wie z.B. Veränderung der Fütterung oder Anwendung von Futterzusatzstoffen, unternommen, was mäßigen bis gar keinen Erfolg hatte.
Um noch tiefer in die Ursachenforschung einzusteigen, wurde dann auch das Futter unter die Lupe genommen. Sämtliche Tiere hatten über das ganze Jahr über Zugang zu Raufutter und bekamen bis zu 4 kg Kraftfutter am Tag. Die meisten KWP-Pferde kamen zumindest während der Sommermonate auf die Weide. Nur 7,3 % bekamen Silage oder Heulage. Zwei Drittel der Kotwasser-Pferde wurden mit Stroh eingestreut. Dazu wurden Faktoren wie Über- oder Untergewicht, die Zahngesundheit, der Entwurmungsstatus, die Kolikanfälligkeit sowie die Farbe und die Rasse der Pferde untersucht. In Hinblick auf eben diese waren die Pferde aber gut versorgt und unauffällig.
Haltungsbedingungen des Pferdes prüfen
Ist das Pferd – abgesehen vom Kotwasser – gesund, sollte sich der Pferdebesitzer die Zeit nehmen, sein Tier über einen längeren Zeitraum zu verschiedenen Tageszeiten in unterschiedlichen Lebenssituationen zu beobachten. Sehr häufig liegt die Ursache in der für das betroffene Pferd problematischen oder falschen Haltung, was dieses in derartigen Stress versetzt, der das Entstehen von Kotwasser bewirkt. Denn Stress jeder Art verringert die Durchblutung der Darmschleimhaut und verlangsamt die Darmtätigkeit.
Eine Studie an der tierärztlichen Hochschule München hat ergeben, dass vor allem Pferde in Herdenhaltung häufig an Kotwasser leiden. Hierbei wird wahrscheinlich jeder sofort an die rangniederen Tiere denken, die von den anderen gepiesackt werden, seltener an die Futterstelle oder an die Tränke dürfen. Erst beim zweiten Nachdenken erscheint es logisch, dass auch die Ranghöheren im Stress sein könnten, denn sie haben jeden Tag aufs Neue den Drang, ihre Position in der Herde zu verteidigen – auch das bringt Stress und somit eventuell Kotwasser mit sich.
Unzureichende Pferdefutterqualität
Die falsche Fütterung kann ein möglicher Grund für Kotwasser sein. Auch übermäßig verschmutztes Futter wie Rüben direkt vom Acker können sich negativ auf die Darmflora auswirken. Hochgradig mit schädlichen Bakterien, Hefen, Pilzen oder Milben befallenes Heu führt ebenso schnell zu Fehlgärungen im Darm wie eine extreme, nicht der Arbeit entsprechende Fütterung. Ein heikles Thema ist außerdem die Fütterung von Silage, die generell schon nicht jedes Pferd verträgt. Kommt sie als Futtermittel in Frage, sollte der Tierbesitzer im Kotwasser-Fall zum einen die Qualität der Konservierung und zum anderen den pH-Wert untersuchen lassen.
Fütterungspraxis
Für empfindliche Pferde spielt auch die Fütterungspraxis eine große Rolle: Eine Futterration verteilt auf mehrere kleine Portionen am Tag entlastet den Darm auf jeden Fall. In Gruppenhaltungen bei gemeinsamer Fütterung sollte Stress beim Fressen generell ausgeschlossen werden. Eine Verteilung des Futters an mehrere Stellen, beispielsweise in Heunetzen, empfiehlt sich, da so auch hastiges Schlingen vermieden werden kann. Zudem sollte der Zugang zu Salz- und Mineral-Lecksteinen sowie zu frischem Wasser immer gewährleistet sein.
Achtung: Häufig spielen auch mehrere Ursachen zusammen und führen zur Entstehung von Kotwasser! Dann heißt es: Durchfall und Kotwasser beim Pferd gehörten lange zu den unangenehmen und sehr oft nahezu unlösbaren Problemen.
Tierärztliche Untersuchung
Hilft das alles nichts, ist es ratsam, den Tierarzt zu konsultieren. Mit einer eingehenden Untersuchung findet er entweder die klinische Ursache oder kann einige Faktoren schon von vorne herein ausschließen.
Sehr einfach ließe sich die Problematik lösen, wäre die Zahnkontrolle auffällig. Durch eine mangelhafte Kauleistung kann es zu Nachgärungen oder Blähungen im Darm kommen, die die Entstehung von Kotwasser begünstigen. Des Weiteren können beispielsweise ein Parasitenbefall, ein Magengeschwür, chronische Entzündungen oder eine Blinddarmverstopfung festgestellt oder ausgeschlossen, im besten Falle geheilt und somit als Ursache für die Entstehung von Kotwasser eliminiert werden.
- INFO TO GO - Kotwasser bei Pferden
- Neben einer Fütterung mit qualitativ hochwertigem Rau- und Kraftfutter sollte der Pferdebesitzer immer auch auf ein stressfreies Umfeld für sein Pferd achten.
- Keine zu schnelle Umstellung der Futterrationen. Geben Sie Ihrem Pferd vier bis fünf Tage Zeit, um sich Schritt für Schritt daran zu gewöhnen.
- Passende Ergänzungsfuttermittel können helfen, das Kotwasser-Problem zu lösen beziehungsweise der Entstehung vorzubeugen.
Kotwasser richtig behandeln
Wie bereits erwähnt, existiert bislang kein ultimativ wirksames Mittel gegen Kotwasser. Es mag in manchen Fällen vielleicht lange dauern, aber ohne die exakte Bestimmung der Ursache wird man Kotwasser nicht richtig behandeln können.
Bis sich die Ursache für Kotwasser gefunden hat, empfiehlt sich auf jeden Fall die Gabe von Flohsamenschalen. Darin befindet sich ein hoher Prozentsatz an unverdaulichen Schleimstoffen, die sich regulierend auf die Darmtätigkeit auswirken. Sie besitzen im Vergleich zu den ganzen Flohsamen das Vierfache an Quellfähigkeit und können etwa das 40-fache ihres Gewichtes an Wasser binden. Dadurch entsteht beim Quellen der Flohsamenschalen mit Wasser ein stabiles Gel, welches die Fähigkeit besitzt, die Darmbewegung beim Pferd anzuregen. Bei der Passage des Verdauungstraktes haben gequollene Flohsamenschalen durch ihre gelartige Struktur die Fähigkeit, Sand und Schmutz im Darm zu binden und mit dem Kot abzutransportieren.
Kotwasser vorbeugen – vor allem im Herbst
Kotwasser ist ein Problem, dass Pferde und ihre Besitzer das ganze Jahr über heftig plagen kann. Doch wie kann man als Pferdebesitzer Kotwasser bei seinem Pferd vorbeugen?
Generell gilt: Eine bedarfsgerechte und qualitativ hochwertige Fütterung ist auf jeden Fall ein wichtiger Faktor, um bei einem gesunden Pferd gegen Kotwasser vorzubeugen. Diese beinhaltet eine der Arbeit angepassten Kraftfutterration. Dazu kommt eine ausreichend große Portion Heu bester Qualität. Beides klingt logisch und auf den ersten Blick einfach. Doch bei empfindlichen Pferden kann das schon die erste Hürde bedeuten: Nicht alle Pferde vertragen so viele Kohlehydrate, wie sie das Kraftfutter enthält, auf einmal. Diese können nämlich schnell zu einer Übersäuerung des Stoffwechsels und somit zu unerwünschten Gärungen im Darm führen. Hier empfiehlt es sich, die Ration auf mehrere Portionen über den Tag aufzuteilen. Und auch die Heuqualität lässt heutzutage oft zu wünschen übrig. Doch hier kann beispielsweise durch hochwertiges Haferstroh oder Heucobs nachgeholfen werden.
Aber auch gerade in der bevorstehenden Herbst- und Winterzeit leider viele Pferde plötzlich unter heftigem Kotwasser. Der Grund hierfür kann einfach sein: Das Leben auf der Weide ist für die Pferde weitestgehend stressfrei. Sie können sich den ganzen Tag auf einer großen Fläche aufhalten, bewegen sich viel und können entstehenden Stress kurzer Hand mit ein paar Galoppbahnen oder hübschen „Bucklern“ abbauen. Dazu haben sie auch schlichtweg genügend Platz, sich ihren eigenen Raum zu schaffen und unliebsamen Gefährten aus dem Weg zu gehen. Im Herbst schließen meist die großen Koppeln, die Pferde leben nun wieder auf engerem Raum in Offenställen oder in Boxenhaltung. Das bedeutet für viele schon enormen Stress, es herrscht regelrechter „Kotwasser-Alarm“. Für die Pferdebesitzer wiederum heißt das, sich im Vorfeld Gedanken zu machen, wie sie dafür sorgen können, ihren Vierbeinern die Wintermonate so stressfrei wie möglich zu gestalten. Verträgliche Nachbarn in ausreichend großen, gut eingestreuten Boxen, ausreichend Bewegung durch Arbeit auch ohne Koppel und den Winterausläufen angepasste Gruppengrößen in einer konfliktfreien Zusammenstellung beugen unnötigem Stress und somit auch dem unliebsamen Kotwasser optimal vor.
Unterschied Kotwasser und Durchfall
Noch einmal kurz zur Erinnerung: Kotwasser und Durchfall sind zwei unterschiedliche Paar Stiefel. Bei dem Wort Durchfall handelt es sich um die Bezeichnungen für das eigentliche Symptom einer Erkrankung. Grundsätzlich ist bei Durchfall die Kotkonsistenz verändert. Die Pferdeäpfel sind nicht mehr geformt. Der Wassergehalt im Kot ist stark erhöht und daher der Trockensubstanzgehalt erniedrigt. Die Pferdeäpfel sind ungeformt und werden kontinuierlich abgesetzt. Im Unterschied zum Durchfall wird der Begriff Kotwasser verwendet, wenn die Pferde ganz normal geformte Pferdeäpfel absetzen und unabhängig vom Kotabsetzen zusätzlich freies Wasser im Strahl abgeben.
Die richtige Fütterung und Nährstoffversorgung gegen Kotwasser – MASTERHORSE-Expertentipp
Leidet ein Pferd unter Kotwasser, richten willkürliche Futterexperimente oft mehr Schaden an, als dass sie den gewünschten Nutzen bringen. Wie erwähnt kann die Fütterung von Flohsamenschalen sowohl vorbeugend als auch unterstützend wirken. Liegt die Ursache für das Kotwasser in einer Besiedelung des Darms mit unerwünschten Keimen, hilft der LeibWächter aus der Stallmeister-Serie, um diese zu verdrängen und eine physiologische Darmflora wiederherzustellen. Darüber hinaus sind zum Beispiel die Spurenelemente Zink, Mangan und Kupfer maßgeblich am Aufbau der Darmflora beteiligt. Eine ausgewogene Mischung aus wertvollen Kräutern und nährstoffreichen Komponenten wie im MASTERHORSE DARMBALANCE sorgt für eine geregelte Verdauung beim Pferd.
Bei leichten Fällen von Kotwasser kann diese Futterergänzung bereits wertvolle Dienste leisten. Eine beruhigende Kräutermischung mit z.B. präbiotischem Topinambur, gerbstoff- und tanninreichem Johannisbrot, pektinreichen Karotten sowie schleimstoffhaltigem Leinsamen reguliert die gesamte Verdauung und verbesset die Darmschleimhaut. Andere Kräuter wie z.B. Salbei, Eibisch oder die Süßholzwurzel enthalten hochwertige Schleimstoffe, die insbesondere den angegriffenen oder entzündeten Verdauungstakt beruhigen. Besonders bei stärkerem sowie lang anhaltendem Kotwasser empfiehlt sich die Gabe von MASTERHORSE DARM-PERFEKT.