Kolik beim Pferd – Ursachen, Anzeichen, Vorbeugen und Behandeln
Fällt der Begriff „Kolik“, schrillen bei jedem Pferdebesitzer sofort die Alarmglocken, denn Kolik gilt bekanntlich als ein alter und ernstzunehmender „Feind“ des Pferdes und damit als die häufigste Todesursache bei Pferden. Was genau sich hinter dem Begriff der Pferdekolik verbirgt, ist schnell gesagt:
Es handelt sich nicht – wie oft angenommen – um eine Krankheit, sondern schlichtweg um einen Sammelbegriff für Bauchschmerzen jeglicher Art. Was die Ursachen und die Anzeichen für eine Kolik sind, bzw. wie man eine Pferdekolik vermeiden und behandeln kann ist in diesem Beitrag dargestellt.
Kolik beim Pferd: Schwachstelle Verdauungstrakt
Der Hauptgrund für die hohe Anfälligkeit: ihr langer und damit sehr empfindlicher Verdauungstrakt. Das ehemalige Steppentier Pferd beschäftigte sich unter permanenter, langsamer Bewegung einzig mit der Nahrungssuche und -aufnahme. Diesen Lebensbedingungen hat sich der Magen-Darm-Trakt im Laufe der Evolution angepasst und dahin entwickelt, wie er auch heute noch existiert. Kurz gesagt: kleiner Magen, sehr langer Dünndarm, große Gärkammer Blinddarm und sehr voluminöser Dickdarm. Genauer betrachtet bedeutet das eine Kette an möglichen Gefahrenstellen.
Der Pferdemagen fasst nur etwa zehn Liter und ein Pferd kann bekanntlich nicht erbrechen. Kommt es in diesem Abschnitt schon zu einer Störung, besteht die Gefahr der Magenüberladung und im schlimmsten Fall auch die der Magenzerreißung. Mit 19 bis 30 Metern ist der Dünndarm sehr lang und dazu sehr beweglich, so dass er sich zum Beispiel ohne weiteres in bestehende Organ- und Gewebslücken einklemmen kann.
Auch der Dickdarm des Pferdes gilt als sehr anfällig: Der größte Abschnitt des Dickdarms ist der Blinddarm, bei Pferden auch großes Kolon genannt; dieser kann bei einer Länge von drei bis vier Metern bereits bis zu 100 l fassen. Dieser Teil des Darms ist sogar nur an einer einzigen Stelle fixiert, ansonsten „schwebt“ er frei beweglich in der Bauchhöhle, so dass er sich theoretisch in alle Richtungen drehen kann. Es besteht eine Vielzahl von ungesunden Verlagerungsmöglichkeiten. Diverse Übergänge zwischen weiten und engen Abschnitten sowie enge Wendungen verringern die Stabilität noch zusätzlich.
Zusammengefasst bedeutet das: Bereits aus anatomischer Sicht ist der lange Verdauungstrakt sehr anfällig. Mit jeder zusätzlichen Störung steigt die Gefahr einer Kolik drastisch. Für den Pferdebesitzer muss daher in Fleisch und Blut übergehen, wie er eine Kolik erkennt und was er in diesem Fall tun muss.
Symptome von Koliken
Der Ausgang einer Kolik hängt immer davon ab, wieviel Zeit zwischen den ersten Symptomen und den ersten Hilfsmaßnahmen vergeht. Jede unnötige Verzögerung mindert die Chancen auf einen erfolgreichen Ausgang der Behandlung. Deshalb muss der Pferdebesitzer sämtliche Symptome kennen und erkennen können, wann tierärztliche Hilfe notwendig ist. Eine Vielzahl an Pferden wird schon mit minimaler Hilfe wieder gesund, trotzdem gilt tierärztliche Hilfe zum richtigen Moment oft als das Zünglein an der Waage zwischen Leben und Tod.
Leichte Kolik beim Pferd
Generell unterscheiden Tierärzte zwischen leichten und schweren Koliken. Die Anzeichen einer leichten Kolik sind:
- Das Pferd erscheint unruhig, flehmt, scharrt mit den Hufen und sieht sich oft zu seinem Bauch um.
- Das Pferd streckt sich, als ob es Urin lassen müsste.
- Ständiges Urinieren oder nicht Urinieren; kein Absetzen von Kot.
- Ein zusätzlicher Verdacht liegt vor, wenn sich das Pferd immer wieder hinlegt und kurze Zeit später wieder aufsteht.
Alle diese Anzeichen werden sich verschlimmern, je weiter die Kolik fortschreitet.
Schwere Kolik beim Pferd
Um eine schwere Kolik handelt es sich zweifellos, wenn:
- Das Pferd zu schwitzen beginnt, schwer und schnell atmet und der Puls sich auf 60 bis 100 Schläge oder mehr erhöht.
- Ein geblähter Bauch zu sehen ist.
- Aus dem Wälzen am Boden sich oft ein rücksichtsloses Hinwerfen, zum Teil auch Toben, entwickelt.
- Das Pferd sich auf den Rücken legt, in der Hundestellung sitzt oder kein Wille gegeben ist, überhaupt wieder aufzustehen.
Erste Maßnahmen bei einer Kolik
Besteht der Verdacht einer Kolik, sollte der Ersthelfer sofort Futter und Stroh entfernen und Puls, Atmung sowie die Temperatur überprüfen. Das sind wichtige Informationen, die ein Tierarzt bereits am Telefon wissen sollte. Ebenfalls ist es für ihn wichtig zu erfahren, welche Symptome das Pferd zeigt beziehungsweise wie viel Zeit zwischen den ersten Anzeichen und dem Anruf liegt. Bis der Tierarzt am Hof ankommt, sollte das Pferd nicht in der Box bleiben. Moderate Bewegung im Schritt fördert die Darmmotorik und hilft dem Pferd, sich zu entspannen.
Befindet es sich schon in einem solch schmerzhaften Stadium, dass es sich immer wieder plötzlich hinwirft, empfiehlt es sich, es an einer langen Longe über weichen Boden zu führen. Verweigert das Pferd die Bewegung oder selbst das Aufstehen bereits komplett, sollte es ohne den Tierarzt nicht dazu gezwungen werden.
Achtung: Kurze Beruhigungsphasen zwischendrin bedeuten in vielen Fällen keine Besserung. Das Pferd schwebt oft weiterhin in Lebensgefahr.
Wichtig zu wissen:
Kurze Beruhigungsphasen während der Kolikschübe sind normal, bedeuten aber nicht unbedingt, dass eine Besserung eingetreten ist. Das Pferd schwebt oft weiterhin in Lebensgefahr.
Kolikarten beim Pferd
Ursprünglich stammt das Wort vom lateinischen „colica“ und bezieht sich auf sämtliche Verdauungsorgane und auf den gesamten Bauch- und Beckenraum sowie auf Schmerzen an anderen Organen wie Niere, Blase oder Gebärmutter. Am häufigsten leiden Pferde aber an Darmkoliken. Diese lassen sich in folgende Kategorien einordnen:
- Gaskoliken
Diese können entstehen, wenn Pferde vermehrt Futter aufnehmen, das zur Gärung neigt (z.B. Klee, in der Sonne gelagertes Grünfutter oder Mais) oder mit Pilzen und Bakterien verkeimte Futtermittel. Sie verlaufen je nach Ursache mittelschnell bis akut. Betroffene Pferde neigen verstärkt zu Blähungen, auffallend ist auch der sichtbar größere Bauchumfang. Es kann zu einer Behinderung der Atmung und der Blutzirkulation kommen.
- Verstopfungskoliken
Sehr vielen Verstopfungskoliken liegt eine verminderte Wasseraufnahme der Pferde zugrunde. Der Darminhalt ist so nicht mehr flüssig genug, um problemlos durch den Verdauungstrakt transportiert zu werden. Des Weiteren können beispielsweise eine zu üppige Aufnahme an Raufutter aber auch eine zu schnelle Nahrungsaufnahme, Parasitenbefall oder Bewegungsmangel die Ursachen sein. Verstopfungskoliken verlaufen in der Regel eher langsamer, die Symptome erscheinen zu Beginn oft nur schwach.
- Sandkoliken
Sandkoliken sind auf eine falsche Haltungs- und Fütterungstechnik zurückzuführen. Sie entstehen, wenn die Pferde zu lange auf stark abgefressenen Weiden oder auch Sandausläufen ohne Gelegenheit zur Stroh- oder Heuaufnahme gehalten werden. Auch bei der Fütterung von Raufutter vom Boden auf sandigen Ausläufen ist das Risiko der Sandaufnahme relativ hoch. Der Dreck sammelt sich und klumpt in den Wölbungen des Dickdarms zusammen. Der Darm wird träge und ein Darmverschluss ist oft die Folge.
- Krampfkolik
Bei Krampfkoliken, auch spastische Koliken genannt, ist die Darmtätigkeit schubweise stark erhöht, das Pferd leidet – wie der Name schon sagt – immer wieder unter starken Krämpfen. Eine Krampfkolik wird meist durch Stress, Wetterumschwung, Fütterungsfehler, schlecht gekautes Futter (Zahnschäden) oder starken Wurmbefall ausgelöst.
- Darmverdrehung / -verschluss
Der – wie bereits erwähnt – nur an wenigen Stellen in der Bauchhöhle fixierte Darmtrakt des Pferdes kann sich sehr schnell in sich selbst verdrehen oder sich in Schlaufen zwischen den einzelnen Ankerpunkten verschlingen. Dadurch besteht die Gefahr eines kompletten Darmverschlusses. Auch die oben genannten Verstopfungs-, Gas- und Sandkoliken können zu einem Totalverschluss führen. In manchen Fällen genügen schon zu wenig gekaute, große Futterstücke wie zum Beispiel komplett geschluckte kleine Äpfel oder Rübenstücke. Auch sie können den Darm stark verengen oder ganz verschließen. In allen Fällen kommt es zu plötzlich auftretenden, andauernden Kolikschüben mit meist fehlendem Kotabsatz. Diese Art der Kolik gilt als besonders gefährlich und oft rettet nur eine Operation das Leben des Pferdes.
- INFO TO GO - Kolik bei Pferden
- Kolikschmerzen können nicht nur Verdauungsorgane, sondern den gesamten Bauch- und Beckenraum sowie Niere, Blase Gebärmutter oder andere Organe betreffen.
- Zu den Symptomen zählen Unruhe, Flehmen, Scharren, wiederholtes Hinlegen und Aufstehen, Blick zum Bauch, Schwitzen, schwere Atmung, erhöhter Puls, unkontrolliertes Hinwerfen, Sitzen in der Hundestellung sowie Ablegen und nicht mehr aufstehen.
- Im Falle einer Kolik sollten Pferde auf keinen Fall Nahrung zu sich nehmen können. Als vorbeugende Maßnahme bei empfindlichen Pferden oder in stressreichen Situationen kann die Fütterung mit Mash sinnvoll sein.
Vorbeugen einer Kolik beim Pferd
Prädisponierende Faktoren, sprich Ursachen, die die Entstehung einer Kolik begünstigen, gibt es viele. Das mag einerseits vielleicht erschreckend klingen. Andererseits handelt es sich oft um Faktoren, die, wenn man sich ihnen bewusst ist, im Pferdealltag leicht vermieden werden können.
Fütterungsfehler
In den häufigsten Fällen handelt es sich bei den Auslösern von Koliken um Fütterungsfehler. Dazu zählen beispielsweise eine plötzliche Futterumstellung, ein Übermaß an Stroh bei zu wenig Bewegung, zu wenig Raufutter oder zu viel Kraftfutter in der Ration, zu große Futterrationen werden in kurzer Zeit aufgenommen, zu lange Fresspausen, das Pferd trinkt zu wenig. Eine besondere Gefahr stellen auch leicht vergärbare Kohlenhydrate dar, zum Beispiel aus einer plötzlichen und zu großen Menge an frischem Gras, wie es beim Anweiden im Frühjahr oft der Fall ist. Verdorbene Futtermittel lösen ebenfalls nicht selten Koliken aus.
Folgende Fragen zur Fütterung sollten bei Pferden mit erhöhter Kolik-Neigung abgeklärt werden:
1. Wann wird das Pferd gefüttert?
2. Was wird gefüttert?
3. Welche Menge wird gefüttert?
4. Welche Qualität haben die Futtermittel?
5. Hat das Pferd zu jeder Zeit ausreichend Wasser?
Grundsätzlich sollte das Pferd mit kleinen Futtermengen mindestens 3mal über den gesamten Tag hinweg versorgt werden. Die Futterration muss ausreichend rohfaserhaltiges Futter wie Heu und Stroh enthalten, bei Kraftfutter (Getreide und Müsli) ist auf die angemessene Menge (1 kg pro Rationsgabe) zu achten; dabei ist Heu vor dem Kraftfutter zu füttern. Fresspausen von mehr als vier Stunden sollte vermieden werden. Um die Fresszeiten zu verlängern ist es sinnvoll, engmaschige Heunetze zu verwenden. Eine einwandfreie Futterqualität (staub-, schimmel- und fäulnisfrei) ist selbstverständlich. Auf jeden Fall muss stets ausreichend Wasser gereicht werden.
Haltung des Pferdes
Neben der Fütterung spielt auch die Pferdehaltung eine wichtige Rolle. Zu wenig Auslauf oder körperliche Arbeit lassen den gesamten Darm gefährlich träge werden. Das komplette Gegenteil davon begünstigt allerdings das Auftreten von sogenannten Stresskoliken: Zu viel Arbeit, viele schnell aufeinander folgende Turniere, häufiger Transport und immer wieder neue Umgebungen verursachen Stress, der sich negativ auf die Verdauung niederschlagen kann. Daneben ist auf eine einwandfreie Einstreu zu achten. Um eine hohe Sand- und Erdaufnahme und damit Sandkoliken zu vermeiden sollte das Pferd nicht auf abgefressenen Weiden gehalten werden.
Entwurmung
Unregelmäßige oder fehlende Entwurmung begünstigt das Ansiedeln von Parasiten. Je nach Befallsdichte und -ort im Verdauungstrakt können diese die Darmschleimhaut schwer beschädigen und deren Durchblutung massiv stören.
Zahnprobleme
Häufig verhindern auch Zahnprobleme eine ordnungsgemäße Verdauung: Zu wenig gekautes Futter kann zu gehörigen Störungen im Magen-Darm-Trakt führen. Zahnkontrollen in regelmäßigen Abständen sind durchzuführen.
Viele Koliken könn(t)en demnach vermieden werden, wenn Pferdebesitzer regelmäßig die Haltungsbedingungen ihrer Pferde überprüfen und dazu auf eine allgemeine Gesundheitsvorsorge achten.
MASTERHORSE-Expertentipp Kolik beim Pferd
Um Koliken und Verstopfung vorzubeugen, eignet sich Leinsamen sehr gut. Ebenso wie Kleie ist es sehr bekömmlich. Beide haben eine leicht abführende Wirkung, weil sie die Verdauung anregen. Bei empfindlichen Pferden oder in kritischen Situationen wie Wetterwechsel und Stress ist Mash mit Kleie und Leinsamen eine wertvolle Ergänzung zum Futter. Es kann eine Verstopfung des Dickdarms beim Pferd vorbeugen.
Dazu eignet sich das MASTERHORSE MASH mit Weizenkleie, Leinsamen und Apfeltrester sehr gut. Es kommt ohne Hafer und Melasse aus und wird heiß aufgegossen. Dadurch entfalten sich die wertvollen Schleimstoffe und unterstützen die Bildung einer schützenden Schleimschicht auf der Magen- und Darmschleimhaut. Besonders bei Gaskoliken ist es sinnvoll, eine entblähende und entkrampfende Kräutermischung zuzufüttern.
Ein geeignetes Mittel ist MASTERHORSE DARMBALANCE. Es enthält eine solche Kräutermischung in Kombination mit präbiotischem Topinambur, gerbstoff- und tanninreichem Johannisbrot, pektinreichen Karotten sowie schleimstoffhaltigem Leinsamen. Diese Mischung eignet sich besonders gut zur Vorbeugung bei kolikanfälligen Pferden und kann problemlos dauerhaft gegeben werden.
MASTERHORSE DARM-PERFEKT enthält einen speziellen Nährstoff-Komplex, der eine regulierende Wirkung hat und die Verdauung des Pferdes fördert. Die Kombination aus speziellen Wiesenkräuter-Fasern und wertvollen Schleim- und Ballaststoffen, harmonisierenden Kräutern sowie aktiven Lebendhefekulturen sorgt für eine stabile Darmflora und eine verminderte Stressanfälligkeit des Pferdes.