Blähungen beim Pferd - wenn die Verdauung gestört ist
Das Pferd hat einen sehr langen und sensiblen Verdauungstrakt. Zwei anatomische Besonderheiten machen ihn relativ anfällig für Gasansammlungen bzw. Blähungen. Ganz vorne im Verdauungstrakt ist es der schräge Mageneingang mit seinem kräftigen Schließmuskel. Gase oder gar schlecht gewordenes Futter können den Magen so gut wie gar nicht über die Speiseröhre verlassen. Daher kommt auch das Sprichwort für etwas Unwahrscheinliches „Ich hab schon Pferde kotzen sehen“.
Pflanzenfresser benötigen eine „Gärkammer“, in welcher sie das faserreiche Futter mikrobiell verwerten. Bei Wiederkäuern wie Kühen und Schafen ist diese Gärkammer der Pansen. Er nimmt die Stelle des Magens ein und liegt somit weit vorne im Verdauungstrakt. Fehlgärungen können in der Regel einfach „aufgestoßen“ werden. Beim Pferd hingegen ist die Gärkammer der Blinddarm, welcher relativ weit hinten im gesamten Verdauungstrakt liegt.
Entstandenes Gas muss erst einen langen Weg nach draußen finden. Dabei kann es zu großem Unwohlsein oder gar zu einer Gaskolik beim Pferd führen. In diesem Expertentipp gehen wir darauf ein, was alles Auslöser für Blähungen beim Pferd und Gasansammlungen sein können, wie man diese durch ein richtiges Fütterungsmanagement verhindern kann und was zu tun ist, wenn das Pferd einen Blähbauch hat.
Was versteht man unter einer Blähung beim Pferd und wie unterscheidet sich diese von einer Gaskolik?
Bei jedem normalen Verdauungsprozess entstehen Gase. Physiologische Mengen werden über die Darmschleimhaut resorbiert, mit dem Kot ausgeschieden oder einfach „ausgepupst“. Unter Blähungen versteht man eine übermäßige Gasproduktion von zum Beispiel Methan, Kohlendioxid, Schwefelwasserstoff und anderen Faulgasen. Es kommt zu vermehrten „Darmwinden“. Die Ursachen dafür sind sehr unterschiedlich. So können schimmeliges Stroh oder Heu sowie ein häufiger Wechsel zwischen erstem Schnitt (faserreich, proteinarm) und zweiten Schnitt (faserarm, proteinreich) zu einem Blähbauch beim Pferd führen.
Viele Pferde leiden zu Beginn der Weidesaison auf Grund des jungen Grases an einem Blähbauch. Die Tiere haben nicht nur einen Heu- bzw. Grasbauch, sie sind auch im Bereich des Blinddarms aufgebläht. Die so genannte Hungergrube ist durch das Gas ausgefüllt. Es gibt noch viele weitere Auslöser für diese Form einer gestörten Verdauung. Im Verlauf des Textes gehen wir detaillierter darauf ein. Der Übergang zwischen leichten Blähungen und einer Gaskolik sind fließend. Deswegen darf ein Blähbauch beim Pferd nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Wie bereits oben erwähnt, handelt es sich bei Blähungen um eine übermäßige Gasansammlung im Verdauungstrakt, die zu einem Ausdehnen des Darms führt. Dabei werden Rezeptoren aktiviert, die einen kolikartigen Schmerz auslösen.
Meist ist der Dickdarm betroffen, aber auch im Dünndarm kommt es zur Gasbildung. Diese kann der Tierarzt allerdings schwer ertasten. Man geht davon aus, dass viele Krampfkoliken auf Gase im Dünndarm zurückzuführen sind. Leichte Blähungen lassen sich mit Bewegung und auch der Gabe von Kräutern lösen. Zeigt das Pferd deutliche Schmerz- und Kolikanzeichen, so muss umgehend ein Tierarzt gerufen werden.
Symptome von leichten und schweren Blähungen beim Pferd
Eine gestörte Verdauung beim Pferd äußert sich häufig durch einen Blähbauch. Bei leichten Blähungen ist das Tier insgesamt munter, es äpfelt normal, lässt allerdings viel Gas ab und hat starke Darmgeräusche. In schweren Fällen sind die Symptome viel deutlicher. Anfangs hört man laute Darmgeräusche, anschließend lassen sie nach. Der Darm gast soweit auf, dass er sich nicht mehr bewegen kann und zur Ruhe kommt. Er drückt dann u.a. auf das Zwerchfell und somit auch auf das Herz und die Lunge. Die wirkt sich negativ auf den Kreislauf und die Atmung des Tieres aus. Zudem können aufgegaste Darmschlingen im Bauchraum nach oben wandern und sich dabei einklemmen oder verdrehen.
Weitere Symptome für Blähungen beim Pferd sind:
- druck-/schmerzempfindlicher Bauch
- Bewegungsunlust
- Empfindlichkeit beim Satteln
- INFO TO GO - Blähungen beim Pferd
- Zuviel Gas im Bauch: Blähungen entstehen bei einer übermäßigen Gasproduktion im Verdauungstrakt.
- Falsches Futter: Verdorbenes, leicht gärendes oder auch schwer verdauliches Futter kann Blähungen auslösen, ebenso wie ein schlechtes Fütterungsmanagement.
- Was hilft? Leichte Bewegung an der Longe, Verdauungskräuter und bei Bedarf ColoSan®. Lassen die Blähungen und Schmerzen nicht nach, so muss der Tierarzt gerufen werden!
Die Ursachen von Blähungen – primärer und sekundärer Meteorismus
Der Fachbegriff für Blähungen ist „Meteorismus“. Er steht für eine übermäßige Gasansammlung im Darm des Pferdes. Man unterteilt ihn in einen primären und sekundären Meteorismus:
- Primärer Meteorismus beim Pferd: Es kommt zu einer erhöhten Bildung von Gasen, die durch Fehlgärungen im Darm hervorgerufen werden.
- Sekundärer Meteorismus beim Pferd: Diese Form geht mit einem kompletten oder teilweisen Darmverschluss einher. Zum einen können physiologisch entstanden Gase nicht entweichen, zum anderen kommt es vor dem Verschluss zu Gärungsprozessen.
Die Ursachen für einen primären Meteorismus liegen in der Fütterung bzw. im Fütterungsmanagement des Pferdes. Schlechte Futtermittel oder unverdaute Nahrungsbestandteile führen zu Fehlgärungen, die wiederum die Darmflora negativ beeinflussen. Der primäre Meteorismus lässt sich unterteilen in:
1. Primäre Fehlgärung
Sie wird durch verdorbenes oder mikrobiell belastetes Futter (Bakterien, Pilze, Hefen) ausgelöst:
- zu lange geöffnete Silageballen mit rasanter Vermehrung der Hefen
- verschimmeltes Heu oder Stroh
- junges, nicht abgelagertes Heu
- gemähtes, sich erwärmendes Gras
- welkes Gras
- mit Bakterien, Hefen oder Pilzen belastetes Mischfutter
2. Sekundäre Fehlgärung
In diesem Fall führen zu große oder nicht adäquat aufbereitete Futtermittel zu Schwierigkeiten. Meistens liegt das Problem darin, dass sie unverdaut aus dem Dünndarm in den Dickdarm gelangen. Dort werden sie mikrobiell fermentiert, es kommt zu einer vermehrten Bildung von laktatbildenden Bakterien, einer Verschiebung des pH-Wertes und der gesamten Darmflora. Hier ein paar Auslöser für diese Form einer gestörten Verdauung:
- zu viel Stärke durch hohe Kraftfuttermengen
- schwer verdauliche Stärke durch nicht aufgeschlossenes Getreide (Gerste, Mais)
- zu viel oder schwer verdauliches Eiweiß
- plötzliche Futterumstellung z.B. zu Beginn der Weidesaison
- zu große Fruktanmengen Futtermittel mit einem hohen Anteil an Klebereiweiß (Roggen, Weizen)
- zu große Mengen an gärenden Futtermitteln wie Klee, Obst oder auch Brot
- zu intensive Belastung kurz vor oder nach dem Fressen
- hastiges Fressen
- Stress, Angst
- Leberprobleme
- Magengeschwüre
Der sekundäre Meteorismus ist die Folge eines Darmverschlusses. Folgende Ursachen kommen unter anderem in Frage:
- Darmverlagerung
- Darmverdrehung
- Verstopfung
- Tumore
- Wurmbefall
- Bewegungsmangel
Behandlung von Blähungen beim Pferd
Leichte Bewegung hilft Pferden mit Blähungen. Am besten an der Longe; der festgezurrte Sattelgurt und das Reitergewicht könnten das Pferd zusätzlich belasten. Besonders effektiv ist ein ruhiger Trab. Die rhythmische Bewegung transportiert die Gase regelrecht aus dem Darm. Bei futterbedingten Blähungen hat sich das traditionelle Arzneimittel ColoSan® bewährt. Hierbei handelt es sich um eine Kombination aus Anis-, Fenchel-, Kümmel- und Chinesischem Zimtöl sowie Schwefel. Die Öle haben eine beruhigende und entkrampfende Wirkung. Auch Mischungen mit Verdauungskräutern sind ein sinnvoller Bestandteil in der Futterration von Pferden mit Neigung zu Blähungen. Besonders gerne werden Anis, Fenchel, Kümmel, Kamille und Pfefferminze auf Grund ihrer entspannenden und blähungstreibenden Eigenschaften eingesetzt.
Bewährt hat sich folgende Kräutermischung:
Löwenzahnkraut 15 g
Kamillenblüten 10 g
Pfefferminzkraut 10 g
Salbeiblätter 10 g
Anisfrüchte 5 g
Diese entspricht einer Tagesdosis (50 g) für ein Großpferd (600 kg LG). Diese Kombination enthält einen hohen Anteil an entblähenden Kräutern und eignet sich sehr gut bei Futterumstellungen.
Führt die leichte Bewegung nicht zum gewünschten Erfolg, so muss man den Tierarzt rufen. Zuerst verschafft er sich einen Überblick über den Allgemeinzustand und überprüft die PAT-Werte (Puls, Atmung, Temperatur) sowie den Kreislauf des Pferdes. Anschließend findet eine rektale Untersuchung statt. In welchen Bereich ist das Pferd aufgegast? Liegt sogar schon ein Darmverschluss vor? Die Behandlung hat das Ziel, das übermäßige Gas aus dem Darm des Pferdes zu bekommen.
Je nach Diagnose hat der Tierarzt verschiedene Möglichkeiten hierfür. Befindet sich die Gasansammlung im Magen- oder Dünndarmbereich, so kann diese mittels einer Nasen-Schlund-Sonde aus dem Körper geleitet werden. Schwieriger wird es bei Gasen im Dickdarm. In der Regel verabreicht der Tierarzt in solchen Fällen Schmerzmittel, krampflösende Medikamente und gibt Infusionen, um den Kreislauf stabil zu halten. Bei einer schweren Gaskolik wird der Blinddarm punktiert oder man kommt um eine Operation nicht herum.
MASTERHORSE-Expertentipp - die optimale Fütterung und Haltung zur Vermeidung von Blähungen beim Pferd
Ein Großteil der Blähungen beim Pferd kann durch ein richtiges Fütterungsmanagement und hochwertige Futtermittel verhindert werden. Im Rahmen der Rationsgestaltung gilt es die Futtermittel so auszuwählen, dass die Komponenten leicht verdaulich sind und dem Pferd keine Probleme während der Verdauung bereiten.
Folgendes ist dabei zu beachten:
- nur hygienisch einwandfreie Futtermittel geben
- Futterumstellungen langsam vornehmen, v.a. von faserreicher auf faserarme Fütterung (Heu, Gras)
- Heu vor Kraftfutter geben
- Gerste und Mais nur hydrothermisch aufgeschlossen verfüttern, z.B. MASTERHORSE MAISFLOCKEN oder MASTERHORSE GERSTENFLOCKEN
- keine große Anstrengung direkt vor oder nach der Fütterung
- leicht gärende Futtermittel meiden (z.B. Klee)
- Stress vermeiden
- bei hastigen Fressern die Kraftfutteraufnahme mit Häckseln bremsen, die Heuaufnahme mit einem Heunetz verlangsamen und auf der Wiese bei Bedarf einen Weidemaulkorb verwenden.
Eine ausgewogene Basis-Fütterung kann bei Pferden, die zu Blähungen neigen, mit speziellen Ergänzungsfuttermitteln wie dem MASTERHORSE DARMBALANCE ergänzt werden. Dabei handelt es sich um eine ausgewogene Kombination aus Leinsamen, Johannisbrot, Topinambur und Verdauungskräutern. Des Weiteren hat sich eine verdauungsfördernde Kräutermischung aus Löwenzahn, Kamille, Pfefferminze, Salbei, Anis und Fenchel bei Pferden mit einem Blähbauch bewährt.
Um die Dickdarmflora stabil zu halten bzw. nach einer Dysbalance wieder aufzubauen, sind probiotische Lebendhefen sinnvoll. In unserem Sortiment finden Sie Probiotika unter anderem in den Futtermitteln MASTERHORSE DARM-PERFEKT und Der Stallmeister LeibWächter. Normalerweise reicht eine kurweise Gabe über etwa einen Monat aus, um das mikrobielle Gleichgewicht im Darm und eine gesunde Verdauung wieder herzustellen.