Jüngst hat eine Untersuchung schwedischer Tierärzte ergeben, dass 75% der von Trainern und Besitzern als lahmfrei eingestuften Pferde Taktunreinheiten zeigen.
Doch nicht immer kann man einen unregelmäßigen Gang mit Schmerzen gleichsetzen. Auch Schäden am Nervensystem können zu Bewegungsstörungen führen. Lesen Sie in diesem MASTERHORSE-Expertentipp alles zum Thema Ataxie beim Pferd.
Was ist eine Ataxie beim Pferd?
Das Wort „Ataxia“ stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet Unordnung. Ein Pferd, das unter einer Ataxie leidet, zeigt unkoordinierte oder über das Ziel hinausgehende Bewegungen. Anders als bei Lahmheiten sind für diese Bewegungsstörungen aber keine Verletzungen des Bewegungsapparats verantwortlich.
Es handelt sich um eine Erkrankung des Zentralnervensystems (neurologische Erkrankung) mit Schäden an Nervenfasern. Durch diese Schäden kann das betroffene Nervengewebe keine Impulse an die Muskeln oder das Gehirn mehr weiterleiten und es kommt zu Koordinationsschwierigkeiten. Je nach Lokalisation des Schadens unterscheidet man die spinale Ataxie, bei der ein Teil des Rückenmarks betroffen ist, die cerebellare Ataxie (Kleinhirnataxie) und die cerebrale Ataxie, bei der Großhirn, Zwischenhirn oder Mittelhirn betroffen sind.
Die Ursachen einer Ataxie beim Pferd
Bei den Ursachen spielen vor allem Verletzungen und Infektionen eine Rolle, die zu Schäden am Nervengewebe führen können. Bei der Kleinhirnataxie spielen auch rassenspezifische, erbliche Faktoren eine Rolle.
Oldenburger und Araber sind hier häufiger betroffen. Verletzungen durch Überschläge spielen beim Fohlen eine Rolle. Bei älteren Pferden kommt es zu einer spinalen Ataxie eher durch Tumore oder Bandscheibenvorfälle. Eine Ataxie durch Veränderungen in Großhirn, Mittelhirn oder Zwischenhirn ist meistens auf schwere Infektionen mit Krankheitserregern zurückzuführen. Vor allem Viren (z.B. Herpesviren) können das Gehirn schädigen.
Aber auch Parasiten wie Palisadenwürmer, die durch den Körper des Pferdes wandern, können Nervengewebe zerstören. Ob Pferde wie der Mensch an Borreliose erkranken können, ist derzeit wissenschaftlich noch nicht hinreichend belegt.
Wie erkennt man eine Ataxie? - Die Symptome eines ataktischen Pferdes
Pferde mit Ataxie zeigen unkoordinierte Bewegungen. Die Symptome können aber auch im Stand auftreten. Dann spricht man von einer Standataxie, bei der das Pferd nur schwankend stehen kann und zum Hinfallen neigt.
Bei einer Gangataxie zeigen Pferde häufig einen Passgang, heben ihre Beine höher oder weniger hoch als gesunde Pferde oder drängen vermehrt zu einer Seite. Auch das Rückwärtstreten fällt betroffenen Pferden schwer oder ist sogar unmöglich.
Viele Reiter kennen zum Beispiel den sogenannten Hahnentritt, bei dem das Pferd eines oder beide Hinterbeine ruckartig hochreißt und unkontrolliert zurück auf den Boden setzt. Der Hahnentritt kann durch eine Rückenmarksverletzung entstehen. Doch nicht jede Koordinationsstörung ist auf eine Ataxie zurückzuführen - deshalb sollte man immer einen Tierarzt zu Rate ziehen, wenn sich das Pferd auffällig bewegt.
- INFO TO GO - Ataxie beim Pferd
- Das Wort „Ataxia“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet Unordnung. Ataktische Pferde zeigen unkoordinierte oder über das Ziel hinausgehende Bewegungen, da Nerven im Zentralnervensystem geschädigt sind.
- Man unterscheidet je nach Ort der Nervenschädigung verschiedene Typen der Ataxie: spinale Ataxie, Kleinhirnataxie und cerebrale Ataxie.
- Nervenfasern können sich nur sehr eingeschränkt regenerieren. Um das ataktische Pferd bestmöglich zu unterstützen, ist eine zusätzliche Gabe von Vitaminen aus dem B-Komplex sinnvoll.
Ataxie bei jungen Pferden
Bei jungen Pferden kann es durch Überschläge beim Spielen zum sogenannten Wobbler-Syndrom kommen. Die Überdehnung der Halswirbelsäule verursacht Schäden und Wachstumsstörungen der knöchernen Wirbel, was zu einer Verengung des Wirbelkanals und einer Schädigung des Halsmarks führen kann.
Das betroffene Fohlen wird nach solch einem Unfall zeitlebens ataktisch bleiben. Sind die Bewegungsstörungen so stark, dass das Pferd eine Gefahr für sich oder seine Umgebung darstellt, ist die Ataxie nicht immer mit dem Leben des Tieres vereinbar. Auch Schäden durch Infektionen können bereits bei sehr jungen Pferden eine Ataxie verursachen. Die Kleinhirnataxie (Purzelkrankheit) der Oldenburger und Araber zeigt sich sogar bereits kurz nach der Geburt und verschlechtert sich dann weiter.
Ist eine Vererbung der Ataxie möglich?
Das hängt von der Ursache der Ataxie ab. Entwickelt das Pferd durch Unfälle oder Infektionen Bewegungsstörungen, kann es die Ataxie nicht an potentiellen Nachwuchs weitergeben. Dennoch ist die Zucht mit ataktischen Pferden kritisch zu betrachten. Hengste können sich und andere beim Deckakt durch ihre Koordinationsschwierigkeiten verletzen und auch Stuten mit Ataxie können so beeinträchtigt sein, dass Trächtigkeit und vor allem Geburt ein Risiko darstellen.
Die Kleinhirnataxie der Araber und Oldenburger ist, wie bereits erwähnt, eine Erbkrankheit. Das sollten Züchter der betroffenen Rassen bei Anpaarungen immer im Hinterkopf behalten, um einer weiteren Verbreitung der Erkrankung entgegenzuwirken.
Therapie und Behandlung eines ataktischen Pferdes - ist eine Heilung möglich?
Nervengewebe kann sich nur sehr begrenzt regenerieren, weshalb eine Heilung der Ataxie in den allermeisten Fällen nicht möglich ist. Beim Wobbler-Syndrom gibt es die Möglichkeit, die betroffenen Halswirbel operativ zu versteifen, um das Halsmark zu entlasten. Das heilt aber keine bereits vorhandenen Schäden, sondern beugt vor allem einer weiteren Verschlechterung der Ataxie vor.
Zum Teil können jedoch noch intakte, benachbarte Nervenfasern die Aufgabe geschädigter Nerven übernehmen. Dadurch kann der Körper die Koordinationsstörungen im Laufe der Zeit mehr oder weniger gut kompensieren. Ein durchdachtes Bewegungsprogramm kann dem Pferd dabei helfen die Kontrolle über den eigenen Körper zu verbessern. Wunder darf man jedoch nicht erwarten. Wie gut ein ataktisches Pferd sich im Laufe der Zeit entwickelt, hängt zum einen vom Alter - je jünger desto besser - und zum anderen vom Ausmaß der Nervenschädigung ab.
Die richtige Fütterung neurologisch auffälliger Pferde - MASTERHORSE-Expertentipp
Um die geringe Generationsfähigkeit der Nerven bestmöglich zu unterstützen, sollten Pferde mit neurologischen Erkrankungen bestmöglich mit für das Nervensystem wichtigen Nährstoffen versorgt sein. Gerade die Vitamine aus dem B-Komplex sind hier besonders wichtig. Im Normalfall nimmt das Pferd ausreichende Mengen der B-Vitamine über das Futter auf.
Um die Deckung des Mehrbedarfs geschädigter Nerven zu sichern, ist eine Gabe von MASTERHORSE B-KOMPLEX an ataktische Pferde in jedem Fall sinnvoll. Es wurde speziell für die Unterstützung bei neurologischen Erkrankung entwickelt und ist so auch optimal auf die Bedürfnisse durch eine Ataxie abgestimmt.