Zahnprobleme beim Pferd – wie erkenne ich diese?
Die Zähne unserer Pferde haben sich über Jahrhunderte hinweg optimal an das Fressen von Gras und Heu angepasst. Ihre unregelmäßigen Oberflächen eignen sich ideal für die beständigen Kaubewegungen und Mahlvorgänge, zudem sind diese sehr widerstandsfähig gegen Abnutzung – die optimale Voraussetzung für eine reibungslose Nahrungsaufnahme.
Das Gebiss eines ausgewachsenen Pferdes setzt sich aus 40 bis 44 Zähnen zusammen. Diese teilen sich auf in zwölf Schneidezähne, null bis vier Hengstzähne, null bis vier Wolfszähne und 24 Backenzähne (Mahlzähne). Diese spielen allerdings nicht nur beim Fressen, sondern auch in jeder Situation, in der Pferde mit einem Trensengebiss bewegt werden, eine sehr wichtige Rolle.
Manche Pferde erweisen sich erstaunlich unempfindlich trotz vorliegender Zahnprobleme, hingegen werden andere sogar unreitbar und entwickeln Folgeerkrankungen. Deshalb sollten die Pferdezähne in regelmäßigen Abständen kontrolliert und gegebenenfalls korrigiert werden.
Das Pferdegebiss unter der Lupe
Die Zähne unserer Pferde bilden zusammen mit dem Kiefergelenk und den umgebenden Muskeln einen kleinen Motor, der eine optimale Futteraufnahme und dessen Zerkleinerung als Aufgaben innehält. Die zugegebenermaßen irritierende Zahnanzahl 40 bis 44 Zähne ergibt sich daraus, dass die Hengstzähne meist nur bei männlichen Pferden nach außen hin sichtbar sind (daher auch der Name); bei Stuten treten sie nur selten durch das Zahnfleisch und wenn, dann entwickeln sie sich oft deutlich kleiner. Die eingangs erwähnten Wolfszähne sind nicht relevant für die Nahrungsaufnahme und stören meist, wenn das Pferd mit Trensengebiss gearbeitet wird. Daher sollten sie - wenn vorhanden - vor der Gewöhnung an die Trense bereits in jungen Jahren gezogen werden.
Die Schneide- und Backenzähne bilden jeweils eine geschlossene Reihe ohne Zwischenzahnspalten. Damit können die Pferde ihr Futter optimal schneiden und mahlen. Wie wir Menschen auch durchleben die Pferde zwei sogenannte Zahngenerationen: die Milchzähne und die Dauerzähne. Die bleibenden Zähne des Pferdegebisses reiben sich im Laufe des Lebens kontinuierlich ab. Im Jahr spricht man dabei von circa zwei bis vier Millimetern, die verloren gehen. Gleichzeitig werden die Zähne aus den sogenannten Zahnfächern der Kiefer nachgeschoben, was den Eindruck erweckt, dass die Zähne des Pferdes stetig weiterwachsen. Doch tatsächlich ändert sich an der Größe eines Zahnes im Laufe der Jahre nichts, nur die Wurzel wird immer kürzer.
Die häufigsten Ursachen von Zahnproblemen
Bereits der Verlust eines Zahns oder kleine Veränderungen an den Zähnen können zu schwerwiegenden Störungen bei der Nahrungsaufnahme und zu weiteren Schäden am Pferdegebiss führen. Darunter fallen beispielsweise angeborene Fehlentwicklungen wie zu wenig Zähne oder die fehlerhafte Stellung eines oder mehrerer Zähne. Im fortschreitenden Alter kann es zu Zahnwechselstörungen oder abnormen Gebissabnutzungen kommen. Im Normalfall geschieht der Abrieb der Pferdezähne durch Reibung zwischen gegenüberliegenden Zähnen.
Wenn dies nicht – im wahrsten Sinne des Wortes „reibungslos“ – funktioniert, kann es zu folgenden, ungesunden Phänomenen kommen:
- Zahnkanten: Darunter versteht der Tierarzt übermäßig lange und scharfe Kanten an den Backenzähnen. Diese entstehen beispielsweise bei einer über längere Zeit faserarmen Futterration. Sie behindern den Kauvorgang und können das Zahnfleisch stark verletzten.
- Zahnhaken: Hierbei handelt es sich um ein teilweises Überstehen der Kaufläche am ersten oder letzten Zahn einer Backenzahnreihe. Damit wird die Kautätigkeit stark eingeschränkt und auch hiermit kann es zu Schleimhautverletzungen kommen.
- Wellengebiss: Wie der Name schon sagt, kann sich eine Zahnreihe wellenförmig verändern. Das ist unter anderem der Fall, wenn der Durchbruch und / oder das Wachstum der Backenzähne unterschiedlich lange Zeit braucht. Die Folge sind ein unterschiedlicher Abrieb der jeweiligen Gegenspieler und möglicherweise auch eine Entzündung in der Maulhöhle.
- Treppengebiss: Ein stufenartiger Verlauf der Kauflächen wird im Fachjargon auch Treppengebiss genannt. Wie bei einem Wellengebiss können Verzögerungen im Durchbruch oder im Wachstum der Backenzähne die Ursache dafür sein. Auch bei Treppen in den Zahnreihen ist ein eingeschränktes Kauen die unweigerliche Quintessenz
- Scherengebiss: So wird eine übermäßige Neigung der Kauflächen einer Backenzahnreihe genannt. Ein Scherengebiss führt zu einer einseitigen Kautätigkeit und damit zu einer mechanischen Einschränkung des Pferdegebisses. Das kann wiederum die Kaumuskulatur teilweise lähmen oder zu anderen Erkrankungen des Kiefergelenks führen. Auch Verletzungen der Schleimhaut sind nicht selten die Folge eines Scherengebisses.
Weitere abnutzungsbedingte, ungesunde Veränderungen im Bereich der Backenzähne wären Zahnrampen, Meißelzähne, ein raues oder ein sensibles Gebiss. Dazu kommen die nahezu „alltäglichen Problemchen“ wie abgebrochene Zahnstücke, Karies oder Zahnstein, die auch wir Menschen von unserem Gebiss bestens kennen.
Die Symptome von Zahnproblemen beim Pferd
Die Anzeichen für Probleme am Pferdegebiss können sehr vielfältig ausfallen. Zum einen machen sie sich beim Fressen direkt bemerkbar:
- Wickelkauen
- vermehrtes Speicheln
- langsames Kauen
- einseitiges Kauen
- Nasenausfluss
- nicht zermahlenes Getreide im Kot
- selektives Fressen (Vermeidung harter Futtermittel wie z.B. Karotten)
- Heu schütteln (Aussieben harter Bestandteile)
Zum anderen können Zahnprobleme den allgemeinen Gesundheitszustand stark beeinträchtigen; es kommt möglicherweise zu stark übel riechendem Mundgeruch oder auch zu vermehrtem Speicheln. Bei einem Blick in das Maul lassen sich in diesem Fall häufig wunde Stellen am Zahnfleisch, an der Zunge oder an den Lippen ausmachen.
Typisch ist auch eine verminderte Wasseraufnahme, was allerdings nichts mit einem verminderten Durstgefühl zu tun hat, sondern einzig der Tatsache geschuldet ist, dass das kalte Wasser starke Schmerzen verursacht. Nicht selten ziehen Zahnprobleme auch Kotwasser, Durchfall, Koliken oder eine Schlundverstopfung nach sich, da das Futter nicht so zerkleinert werden kann, wie der Verdauungstrakt dies bräuchte, um reibungslos arbeiten zu können.
Und auch beim Reiten können Zahnprobleme zu unschönen Folgen führen: Begonnen mit Schwierigkeiten beim Auftrensen, gefolgt von Unrittigkeit oder permanentem Schiefhalten des Kopfes sowie Anlehnungsproblemen zeigen Pferde mit nicht intakten Zähnen auch starkes Kopfschlagen.
Zahnerkrankungen beim alten Pferd
Im Alter verändert sich das Pferdegebiss zunehmend. Aus der Zangenform, die das Gebiss über Jahre eingenommen hatte, entwickelt es sich zum Maul hin zu einem spitzer zulaufenden, sogenannten „Winkelgebiss“. Die Kauflächen der Backenzähne nutzen sich vermehrt ab. Wichtig zu wissen: Das Pferd schiebt Schneide- und Backenzähne nur etwa bis zum 15. Lebensjahr nach; ab diesem Zeitpunkt reiben sich die Zähne nur noch ab.
Im hohen Alter verfügen die Pferde daher häufig nur noch über stark abgeschliffene, kurze Zahnstummel – das Fressen erweist sich damit zunehmend schwieriger. Dazu kommt, dass die kurzen Zähne sehr instabil sind und damit leicht brechen. Nicht selten sind schmerzhafte Entzündungen im Maul die Folge.
Des Weiteren können in vielen Fällen auch Verdauungsprobleme und Untergewicht daraus resultieren.
- INFO TO GO - Zahnprobleme beim Pferd
- Zahnprobleme können sich negativ auf Nahrungsaufnahme, Gesundheitszustand und Rittigkeit auswirken.
- Mit fortschreitendem Alter nutzen sich die Zähne mehr und mehr ab und es kann vermehrt zu daraus resultierenden Problemen wie Gewichtsverlust, Schlundverstopfungen, Kotwasser etc. kommen.
- Achten Sie bei Pferden mit Zahnproblemen unbedingt auf eine angepasste Fütterung. Mit Hilfe der MASTERHORSE HEU-COBS und des MASTERHORSE BERGKRÄUTER-MASH können sie trotzdem ausreichend versorgt werden.
Die Behandlung und Vorbeugung von Zahnproblemen beim Pferd
Das Gebiss der Pferde sollte prophylaktisch in regelmäßigen Abständen (alle zwei Jahre, bei Senioren empfehlen sich kürzere Intervalle) auf eventuelle Problemstellen untersucht werden. Unter Sedierung und mit Einsatz eines Maulgatters verläuft dies weitestgehend stressfrei für die Pferde. Bei einer Untersuchung ohne Betäubung und Gatter, einzig durch den Zungengriff, können häufig keine eindeutigen Aussagen getroffen werden und Befunde werden zum Teil übersehen.
Gegebenenfalls können im sedierten Zustand gleich Fehlstellungen durch Einschleifen, Kürzen der Zähne, Extraktionen sowie Anpassungen der Kauflächenwinkel oder des Zahnniveaus vorgenommen werden. Und selbst wenn kein akutes Zahnproblem vorliegt, kann so zumindest festgestellt werden, ob sich die Zähne wie gewünscht abnutzen. Um schwerwiegenden Fehlstellungen vorzubeugen, sollten Fohlen bereits frühzeitig auf Gebissanomalien untersucht werden.
Auch Zahnstein ist bei unseren Pferden keine Seltenheit. Darunter verstehen sich feste Auflagerungen an der Zahnoberfläche, die durch einfaches Spülen nicht entfernt werden können. Er bildet sich vornehmlich an den Zähnen, die nahe an den Ausgängen der Speicheldrüsen liegen. Im Grunde ist Zahnstein nichts anderes als festsitzendes Kalziumhydrogencarbonat, das sich unlöslich zusammen mit Futterpartikeln und Mikroorganismen an der Zahnoberfläche anheftet.
MASTERHORSE-Expertentipp
Um Pferde mit Zahnproblemen rundum optimal zu versorgen, lohnt sich in jedem Fall ein Blick auf die Futterration. Auf zu stengeliges, hartes Heu zu verzichten, bietet sich in diesem Zeitraum in jedem Fall an. Ist das nicht möglich oder wird auch „weicheres“ Heu verschmäht, kann auf die MASTERHORSE HEU-COBS zurückgegriffen werden. Diese enthalten ausschließlich Gras von ausgewählten Wiesen, das direkt nach der Ernte warmluftgetrocknet wird. Die MASTERHORSE HEU-COBS sind darüber hinaus frei von Melasse und energiearm.
Zur Regeneration bzw. zum Auffüttern nach einem Gewichtsverlust empfiehlt sich darüber hinaus die Fütterung des MASTERHORSE BERGKRÄUTER-MASH. Es enthält hochwertige, schmackhafte Komponenten wie Heufaser, Apfeltrester, Leinsamen, Karotten und Bergkräuter und ist dazu frei von Getreide und Melasse.
Sämtliche Cob- und Mash-Alternativen aus dem MASTERHORSE-Sortiment eignen sich auch dazu, zahnlose Pferde optimal zu versorgen. Liegen Entzündungen im Maulbereich vor, kann mit dem MASTERHORSE SALBEI ein Tee zubereitet werden, den man mit Hilfe einer Maulspritze an die betroffenen Stellen verteilen kann, um dort Linderung zu verschaffen.